Immerhin hatte die Capella de la Torre bereits 2020 Praetorius in einem Konzert im Wolfenbütteler Schloss ordentlich tanzen lassen können (Praetorius tanzt). Das vorliegende Programm konnte zum Glück zwischen den Lockdowns in der Wolfenbütteler Hauptkirche, in der Praetorius begraben wurde, auch im Konzert zum Erklingen gebracht werden.
Wie kaum ein anderer deutscher Musiker seiner Zeit, Heinrich Schütz einmal ausgenommen, hat Praetorius die Entwicklungen der Musik in Italien genauestens beobachtet und versucht, diese auch in Deutschland heimisch zu machen. Wolfenbüttel bot dafür einen guten Nährboden. Das sehr abwechslungsreich und geschickt zusammengestellte Programm bietet beste Voraussetzungen, um diese Einflussnahmen nachzuvollziehen.
Hierfür kann man sich schwerlich einen besseren Sachwalter vorstellen als die Capella de la Torre, die hier vom RIAS Kammerchor verstärkt wird. Die satten Klangfarben vor allem der Bläser sind gewiss eines der Markenzeichen der Capella und lassen die Chorsätze besonders prächtig erstrahlen. Dies umso mehr, als auch der RIAS Kammerchor zu dieser schönen Opulenz engagiert beiträgt. Da die italienischen Stücke meist geringer besetzt sind, erhalten die Sätze von Praetorius besonderes Gewicht. Schöne Kontrapunkte bieten mit ihrem leicht tänzerischen Schwung (Banchieri) oder ihrem kecken Vorwitz (Viadana) die Instrumentalstücke.
Reinmar Emans