Daniil Trifonov | Silver Age

Es mag gewagt sein, ein „Silbernes Zeitalter“ der russischen Musik neben die von den Slawisten als „silbern“ charakterisierten Dekaden nach 1900 zu stellen und seinen Rahmen vom frühen Skrjabin zum mittleren Prokofjew zu dehnen.


Assoziiert man den Geist Silberner Zeitalter mit lässig-gewagtem Formspiel im Lichte müder Skepsis und Nostalgie, fallen einem nicht gerade Strawinsky oder Prokofjew ein.
Es sei denn, man hört sie so retrospektiv und schönheits­trunken wie Daniil Trifonov, der sich in breitesten Tempi in eine Welt regelrecht parfümierter Klangsinnlichkeit hineinspielt und selbst neutrales Material wie die Terzgänge am Beginn des dritten „Petruschka“-Bildes zart zu nuancieren und zu poetisieren weiß. Feinsinniger kann man Übergänge kaum nehmen, die tanzwütige Aggressivität der Partitur erfährt indes kultivierte Beschwichtigung. Der ganzen Dimension dieser ästhetizistischen Umwertung begegnet man in der achten Sonate Prokofjews, vor allem im Finale, dessen stampfender Mittelteil, unter den Händen des Uraufführungspianisten Gilels ein Ereignis transästhetischer Raserei und Kriegs-Unmittelbarkeit, bei Trifonov etwas unbeteiligt wirken mag. Ihn interessiert eher das polyfone Geflecht, in dem seine Energien verlöschen, und er tönt es ebenso hinreißend ab wie die Coda, die ihm – wie auch die berüchtigte Riesenkadenz im Kopfsatz des g-Moll-Konzertes – so flüssig und klangschön in diesem Tempo wenige nachspielen können.
Durchlichtet, mühelos und anmutig geglättet klingen noch die aberwitzigsten Passagen der „Feuervogel“-Transkription, und den oft etwas pastosen Ecksätzen des Skrjabin-Konzertes begegnet man selten in dieser fast kammermusikalischen Leichthändigkeit.

Matthias Kornemann

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Daniil Trifonov | Silver Age

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Silver Age. Klavierwerke und -konzerte von Skrjabin, Strawinsky und Prokofjew; Daniil Trifonov, Mariinsky Orchestra, Valery Gergiev (2019), DG

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