Man könne einen Oldtimer von 1930 nicht wie ein modernes Auto fahren, und man erlebe die durchreiste Landschaft auch anders, bemerkt er im Booklet. Und so fährt er seinen Matthias Müller (1810) zügig unter fünf Minuten durch den Kopfsatz der „Mondscheinsonate“ – so gerät das konsequente senza sordino am schlüssigsten. Etwas kahl wirkt die Landschaft der Sturmsonate auf einem Schanz-Flügel von 1818, der eine erstaunliche Brillanz und Durchschlagskraft mitbringt, aber wenig Fülle und Farbe. Das Adagio bleibt etwas trocken, so sehr Huvé auch gräbt, im Finale muss er seinen Oldtimer ziemlich treten, um im Bilde zu bleiben. Auf uns wirkt das reichlich spitz und forciert.
Lobte Beethoven Schanzʼsche Flügel, weil sie sein nachlassendes Gehör erreichten? Mit dem Graf-Flügel aus dem Todesjahr des Komponisten begegnet uns dann ein anheimelnderer Klavierton. Der Diskant verliert an durchdringendem Metallglanz, mittleres und tiefes Register gewinnen Wärme und Volumen. So lässt sich das pedalverhangene Leuchten des „Waldstein“-Finales wunderbar beschwören. Das behagt dem Hörer, weil es vertrauter ist. Die lehrreicheren Episoden erlebt der Reisende in die Vergangenheit des Pianos indes in fast verstörend fremden Bereichen. Dort lernt man etwas Wesentliches: Die Klangwelt, in der Beethoven dachte, ist uns sehr fern gerückt.
Matthias Kornemann