Chefdirigent Christoph Eschenbach setzt bei Weber auf die dunklen Seiten der Romantik. Biedermeierliche Beschaulichkeit war offenbar nicht das Ziel. Dazu trägt nicht unwesentlich der unsentimentale, knorrige, an der historisierenden Aufführungspraxis geschulte Orchesterklang bei. So schon in der Ouvertüre „Beherrscher der Geister“, wo Eschenbach nach furiosem Eingangs-Tutti energische Fortepassagen wirkungsvoll gegen zart musizierte Holzbläsersoli absetzt. Ähnlich kontrastreich und dynamisch geben sich die Ouvertüren zu „Freischütz“ und „Oberon“. Das Spiel des Orchesters bleibt hier auch in den erregtesten Momenten immer klar und schlank geführt.
Höhepunkt der Aufnahme ist sicher das Konzertstück f-Moll für Klavier und Orchester, das ebenfalls im Juni 1821 in Berlin erstmals erklang. Dessen fantastischem Gestus und reicher Ausdruckspalette werden Martin Helmchen und Eschenbach bestens gerecht, machen aus dem Larghetto zu Beginn eine verzweifelte Frage, die in ein wahrhaft leidenschaftliches Allegro und schließlich ein ausgelassenes Presto mündet. Die Solonummern des Ännchen aus dem zweiten und dritten Aufzug des „Freischütz“ haben in Anna Prohaska eine differenziert gestaltende Interpretin.
Andreas Friesenhagen