Diese Idee untermauern die Interpreten schon durch die geänderte Reihenfolge: Julian Prégardien und Martin Helmchen beginnen ihre Version des Schwanengesangs mit dem Lied „Abschied“, in dem das auffallend präsente Klavier und der Tenor einen drängenden Ton des Aufbruchs anschlagen. Als Auftakt einer Lesart, die die emotionalen Kontraste der Lieder mit einem breiten Spektrum an Nuancen durchlebt. Für die Liebesklage des Lieds „In der Ferne“ färbt Prégardien sein helles Timbre dunkel ein, um uns das Ende dafür umso greller („…ziehenden“) ins Ohr zu schneiden; das silbrige Rauschen des Bächleins in der „Liebesbotschaft“ ist ebenso plastisch modelliert wie der Glanz des Abendscheins „Am Meer“, mit seinen vibratoramen Passagen.
Der sprechende Ansatz von Prégardien und Helmchen tilgt viele Spuren von Schuberts vermeintlicher Lebensmüdigkeit und findet seine Entsprechung in einer unsentimentalen, mitunter erstaunlich rauen Interpretation von Schuberts Streichquintett auf der zweiten CD. Das eng miteinander vertraute Streichensemble um Christian Tetzlaff überrascht im Kopfsatz mit ziemlich forschem Tempo und hart abgerissenen Motiven; gerade das herrliche Seitenthema hätte vielleicht etwas mehr Ruhe haben dürfen. Dafür sinkt der aufgewühlte Mittelteil im Adagio mitunter in eine Melancholie herab, in der schließlich doch so etwas wie ein schwermütiger Abschiedston anzuklingen scheint.
Marcus Stäbler