Tatsächlich gab es dieses Trio bereits seit 1983; und ja, beim Einlegen ist alles wieder da: der kraftstrotzende, wunderbar muskulöse Bass von John Patitucci; das nicht weniger knackige Drumming von Dave Weckl. Dazu die rhythmisch versierten Läufe des Meisters, der seinen Flügel zum Glühen bringt. Wie bei einer Live-Aufnahme üblich, dürfen die eigenen Klassiker nicht fehlen: Coreas „Rhumba Flamenco“ oder „Humpty Dumpty“. Auch das weniger gängige „Eternal Child“ erklingt. Hier greift Patitucci zum Bogen, bevor sich der Leader eine Akkordprogression gönnt, an deren Ende das Thema aufscheint.
Aber dann präsentiert die Combo auch geschickt Evergreens wie Ellingtons „In A Sentimental Mood“. Selbst Abseitigeres wie „Monk’s Mood“ von Thelonious Monk erklingt in der Konzert-Kompilation. Hier ist Corea zunächst allein zu hören (viele Intros auf der Einspielung sind als Solo-Performance konzipiert). Und da spielt er kantig wie selten, ganz so, als spüre er getreulich dem Monk-Genius nach. Erst später verwandelt er sich den sperrigen Song an, fügt ihm hier und da Läufe hinzu, bleibt aber sonst bewusst bescheiden am Material. Ein nachdenklicher Höhepunkt des Abends.
Dass Coreas Frau Gayle Moran – altersbedingt stimmlich eher desolat – bei einem Song mitträllert, sei hier kommentarlos erwähnt. Aber ansonsten geht es munter zu, sozusagen Corea-typisch über Stock und Stein. Und so gilt auch bei dieser Live-Performance: Wo Corea draufsteht, ist auch Corea drin.
Tilman Urbach