Die Beethoven-Sinfonien bietet die Britten Sinfonia mit großer analytischer Klarheit und ohne ideologische Überbrämung – die Nähe etwa zu René Leibowitz oder zu den Einspielungen der Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan ist offensichtlicher, als eine Nähe zur historisch informierten Aufführungspraxis. Jeder Satz erhält sein klar gefärbtes Gepräge, immer ist offenkundig, dass die Musik mit großer Sorgfalt erarbeitet wurde.
Unvermutet kontrolliert kommt die neunte Sinfonie daher, die Spannung der Komposition wird nicht wie anderswo auf die Spitze getrieben, und gerade das Finale bleibt trotz aller analytischen Durchdringung überraschend wenig überschwänglich. Umso triumphaler dann der Einsatz der Vokalisten, allen voran des Bassisten Matthew Rose, hinter dem Jennifer France, Christianne Stotijn und Ed Lyon teilweise deutlich zurückstehen. Die Britten Sinfonia Voices und der Chor der Royal Holloway University of London haben in den Sopranspitzen die üblichen Schwierigkeiten, sind aber nicht so schrill wie andere Chöre in den entsprechenden Momenten.
Weitaus wohler scheint sich Jennifer France in der nicht nur vokal sehr anspruchsvollen, tonal überraschend klar traditionell fokussierten Komposition Barrys zu fühlen, die einen scharfen Kontrast zu den Beethoven-Werken setzt. Auch die Britten Sinfonia scheint fast wie ausgewechselt – hier steht die analytische Klarheit zugunsten starker emotionaler Involviertheit etwas zurück. Nicht zuletzt wegen dieser Komposition eine interessante, spannende Veröffentlichung in vorzüglichem Klangbild.
Jürgen Schaarwächter