Manche einflussreiche Kritiker gehen sogar so weit zu behaupten, diese Werke können nicht den höchsten musikalischen Ansprüchen standhalten. Dabei besitzt ein Werk wie Debussys grandioses Quartett nicht nur eine unerhörte Sonorität und einen verschwenderisch-bestrickenden Klang, sondern ist auch ohne kompositorische Pedanterie und Aufdringlichkeit äußerst subtil thematisch-motivisch zyklisch durchgestaltet.
Das Akhtamar Quartet spielt beide Seiten dieser Musik aus: die sonor-sinnliche Klanglichkeit ebenso wie die sehr originelle thematische Struktur, wie man sie in dieser aufwandlosen, selbstverständlichen Prägnanz bislang noch nicht gehört hat. Eindrucksvoll gestaltet das Ensemble auch die melodische Kontur des Werkes, die es geradezu sprechend artikuliert und emotional vertieft.
Das in Belgien residierende, aus Frankreich stammende, 2014 gegründete Ensemble hat eine besondere Affinität zur armenischen Kultur entwickelt und sich seinen Namen Akhtamar einer armenischen Legende entliehen. Und auf armenische Volksmusik greift die französisch-portugisische Komponistin Judith Adler de Oliveira in ihren sechs kurzen „Enluminures“ zurück, die sie für das Ensemble komponierte und die diese Einspielungen sinnvoll abrunden. Dass die Aufnahme authentisch ausfällt, mag da fast schon selbstverständlich wirken.
Giselher Schubert
