Dass der 1889 geborene Bluessänger mehr drauf hatte, als auf seiner zwölfsaitigen Gitarre – die von Steve Cardenas und Nate Radley brillant auf sechssaitige Gitarren übertragen wird – nur das zwölftaktige Schema von Tonika, Subdominante, Dominante zu schruppen, zeigt sich nun auch auf „Lead Belly Reimagined“ in schillernder Vielfalt. Mischte der raue Geselle, der zweimal wegen Mordes im Gefängnis saß, doch seinen Blues mit Worksongs, Country und Folk. Weshalb „Laura“ auch hier unüberhörbar irisch klingt, während etwa „Relax Your Mind“, dem Ohad Talmor mit samtigem Tenor seine Stimme gibt, tiefschwarz groovt. Ob die Queen jemals das ihr gewidmete „Princess Elisabeth“ hörte, wer weiß? Sollte sie spätestens jetzt, lässt das glänzend eingespielte Quartett diese Ballade doch fein funkeln.
Und dann liefert Adam Nussbaum das grandiose Imitat einer schnaufenden Dampflok mit spektakulärem Besenspiel, was die auch von Johnny Cash geschätzte „Rock Island Line“ mächtig antreibt. Vier lässig tänzelnde Tracks später folgt noch ein Hit: „Govenor Pat Neff“, gekrönt von fettem Gelächter der vier Jazzer, die mit „Lead Belly Reimagined“ nicht nur dem Blueser, sondern auch sich ein Denkmal setzen.
Sven Thielmann
Adam Nussbaum | Lead Belly Reimagined
Als 2018 mit „The Lead Belly Project“ das erste Album unter eigenem Namen des nicht als Nostalgiker bekannten Adam Nussbaum erschien, da war die Überraschung groß. Feierte der famose Schlagzeuger doch mit Tenorsaxofon und zwei Gitarren den einflussreichen Barden, der ihn in Kindertagen schwer beeindruckt hatte, dermaßen imposant, dass seine Huldigung von Hudson „Huddie“ William Ledbetter, der als Lead Belly (hierzulande Leadbelly) zur Legende wurde, es in die Highlights des Jahres schaffte.

Bei unseren Partnern erhältlich als CD oder Download:
Adam Nussbaum: Lead Belly Re- imagined; Ohad Talmor (sax), Steve Cardenas (g), Nate Radley (g) Adam Nussbaum (dr); Sunnyside/GoodToGo