Nach dem Gewinn des Clara-Haskil-Wettbewerbs 2009 gab er sein CD-Debüt mit einer Auswahl von dessen Klavierstücken, es folgten Alben mit Kammermusik – den Cellosonaten und einigen der Klarinettenwerke – sowie den beiden Klavierkonzerten, und kürzlich schloss sich ihnen ein zweites Brahms-Soloalbum an, das die groß angelegte Klaviersonate f-Moll op. 5 des Twen mit einem der „späten“ Klavier-Opera kombiniert, den 1892 komponierten und veröffentlichten Fantasien op. 116.
Was Laloums jüngste Brahms-Darstellungen so hörenswert macht, ist die Verbindung von pianistisch großem, aber niemals hartem oder klobigem Zugriff mit einem Spielfluss, der trotz sehr sorgfältiger Umsetzung des Notentextes niemals ins Stocken gerät – auch nicht an den vielen pianissimo- und pianopianissimo-Stellen der Sonate, die oft und gern überspielt werden!
Laloum lässt die Musik „atmen“, aber sie klingt dabei dennoch profiliert. Und dies, ohne dass sich das Gefühl einstellt, hier habe der Interpret willentlich eingegriffen, um auf ihm Wichtiges besonders hinzuweisen. Seine Interpretation setzt sich damit ab von eigenwilligeren oder einseitigeren Deutungen etwa nach Art von Ugorski oder Plowright und folgt der strengeren Linie von Detlef Kraus oder Murray Perahia, profitiert im Vergleich zu ihnen allerdings von der aktuellen Aufnahmetechnik Harmonia Mundis, die in diesem Fall für einen überlegen reichen und farbigen, dabei gut räumlichen und trotzdem immer „durchhörbaren“ Klang gesorgt hat.
Ingo Harden