Bosch spannt mit den ersten, kurz angerissenen Akkorden der sehr zügig genommenen Ouvertüre einen dramatischen Bogen, dem sich die folgenden Nummern nahtlos einfügen. Pathos lässt allein der abgespeckte, trocken-robuste Klang der Cappella Aquileia schon nicht zu. Bosch fordert beherzte Sforzati, in deren „Schatten“ die folgenden Töne auch schon mal verschwinden, lässt durchweg kurz phrasieren und ist dem Vibrato gegenüber grundsätzlich misstrauisch – eine Anlehnung an die historisierende Aufführungspraxis, die bei Beethoven mittlerweile Standard ist.
Dass auf diese Weise das Satzbild gut durchlüftet wird, tut vor allem einem Stück wie „Wellingtons Sieg“ gut. Das Schlachtengemälde mit seinen enervierenden, von den großen Trommeln imitierten Kanonenschlägen hat unter Bosch dennoch eine fast beklemmende Intensität. Dieser Zugang fördert bei der bedeutenden Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“ andererseits die barockisierenden Untertöne zu Tage. In der Ouvertüre „Zur Namensfeier“ wählt Bosch für das Allegro assai ein unerwartet langsames Tempo, das ihm aber hilft, den Bizarrerien dieses als uninspiriert verschrienen Stücks besser auf die Spur zu kommen.
Andreas Friesenhagen