Sheku Kanneh-­Mason und Isata Kanneh-Mason

„Wir wollen Stereotypen brechen“

Der britische Cellist Sheku Kanneh-­Mason und seine Schwester, die Pianistin Isata Kanneh-Mason fordern mehr Diversität – in Orchestern und im Publikum.

Von Dagmar Leischow

Es gibt Familien, in denen alle mit einem außergewöhnlichen musikalischen Talent gesegnet zu sein scheinen. Etwa die Familie Bach. In Großbritannien machen seit ein paar Jahren nicht zufällig die Kanneh-Masons aus Nottingham Schlagzeilen. Der Hotelmanager Stuart Mason und seine Frau Kadiatu Kanneh, einst Lehrbeauftragte für englische Literatur an der Universität von Birmingham, haben sieben Kinder. Jedes spielt mehrere Instrumente – nicht bloß als Hobby, sondern äußerst ambitioniert. Die älteren Geschwister sind mittlerweile professionelle Musiker, die jüngeren eifern ihnen nach. Mariatu Kanneh-Mason, das Küken, studiert bei Ben Davies Cello, in der Primary Royal Academy of Music in London nimmt sie zudem bei Fiona Harris Klavierunterricht. Natürlich hat die Zwölfjährige auch schon jede Menge Bühnenerfahrung, vor allem mit dem Familienorchester The Kanneh-Masons. Mit ihren Brüdern und Schwestern trat sie zum Beispiel 2021 bei den BBC Proms in der Londoner Royal Albert Hall auf.

Als sich ihre Geschwister 2015 in der Fernsehshow „Britain᾿s got Talent“ präsentierten, war Mariatu Kanneh-­Mason allerdings noch nicht dabei, zumindest nicht als Instrumentalistin. Sie saß mit ihren Eltern im Publikum. So bekam sie hautnah mit, wie The Kanneh-Masons die Nation im Studio und vor dem Bildschirm verzauberten. Nicht mit Hip-Hop oder Jazz – das hatten die meisten Leute wohl von den jungen, Schwarzen Musikern erwartet –, sondern mit klassischer Musik. „Diese Stereotypen existieren immer noch in den Köpfen vieler Menschen“, räumt die Pianistin Isata Kanneh-Mason im Video-Interview ein. „Darum wollen wir sie brechen.“ Leicht ist das jedoch nicht. Nachdem sie bis ins „Britain᾿s got Talent“-Halbfinale gekommen waren, wurde den Kanneh-Masons prompt der Stempel „Jackson Five der Klassik“ aufgedrückt. Der Cellist Sheku Kanneh-Mason, der während des Gesprächs neben seiner Schwester sitzt, reagiert recht gelassen auf diese Typisierung: „Ich mag Michael Jackson, ich mag Jackson Five – insofern ist das für mich cool.“

Der 22-Jährige ist das derzeit prominenteste Familienmitglied. Sein Auftritt bei der Hochzeit von Prinz Harry und Megan Markle katapultierte ihn 2018 ins Rampenlicht. Sein erstes Album „Inspiration“ schaffte daraufhin in seiner Heimat sogar den Sprung in die Top 20 der Popcharts. Diesen Erfolg allein dem Glamour-Effekt zuzuschreiben, wäre aber unfair. Sheku Kanneh-Mason war stets diszipliniert, er übte konsequent. Jeden Samstag stand er früh auf, um nach London zu fahren. Zum Unterricht in der Royal Academy of Music. Das wurde eine Art Routine, nachdem er mit sechs begonnen hatte, Cello zu spielen. Animiert hat ihn in erster Linie Jacqueline du Pré, sie war sein Idol. Er bewunderte ihr lebendiges Spiel, ihre Hingabe, ihre Ehrlichkeit.


Den kompletten Artikel lesen Sie in der Ausgabe Februar 2022

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