Max Richter

Bild einer Reise

Max Richters „Waltz With Bashir“-Soundtrack wurde mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet, und immer mehr Regisseure untermalen mit seiner Musik Filme und Serien. Nun hat der in Hameln geborene Brite für sein Album „Exiles“  einige seiner kammermusikalisch-elektronisch arrangierten Neoklassik-Stücke noch einmal in großer  Orchesterbesetzung aufgenommen.  

Von Dagmar Leischow

Herr Richter, wenn Sie zu „Exiles“, dem 33-minütigen Titelstück Ihres Albums, einen Film drehen würden, welche Handlung hätte er?
Der Film wäre wohl eine Art Road­movie. Einfach, weil die Musik das Bild einer Reise durch alle möglichen Landschaften heraufbeschwört. Sie erweckt das Gefühl des Unterwegsseins.

Sie bezeichnen „Exiles“ als Auseinandersetzung mit der Migrantenkrise. Kann reine Instrumentalmusik tatsächlich politische oder sozialkritische Inhalte widerspiegeln?
Mit dieser interessanten Frage hat sich zum Beispiel Strawinsky beschäftigt. Er behauptete, das sei unmöglich. Musik könne nichts als sich selbst ausdrücken. Dem stimme ich nicht zu. Offen gestanden glaube ich nicht, dass Strawinsky, der ein sehr widersprüchlicher Mensch war, diese Aussage wirklich ernst gemeint hat. Musik bewegt uns. Sie hat eine Wirkung auf unsere Gefühle, auf unsere Psyche – allerdings ist diese recht schwierig zu messen. Erlebt hat diesen Moment aber wahrscheinlich jeder schon einmal. Man geht die Straße runter, hört ein Stück und ist plötzlich zu Tränen gerührt. Warum? Weil etwas Magisches passiert. Die Magie der Musik ist jedoch unsichtbar. Genau wie elektromagnetische Wellen.

Wie viel Einfluss hat die Magie der Musik auf einen Film?
Wer jemals einen Sergio-Leone-Western gesehen hat, weiß: Bisweilen zeigt eine Kameraeinstellung fünf Minuten lang lediglich eine öde Wüstenlandschaft. Wenn diese Szene bei den Zuschauern trotzdem Emotionen auslöst, ist das vor allem Ennio Morricones Musik geschuldet. Sie macht aus den Bildern etwas Außergewöhnliches.

Zählen Filmkomponisten wie Ennio Morricone zu Ihren Vorbildern?
Meine Liebe zur Musik erweckten Komponisten wie Bach oder Beethoven. Ich entdeckte zunächst klassische Musik. Dennoch finde ich es spannend, mich damit zu beschäftigen, wie Komponisten im Laufe der Jahre auf das Kino reagiert haben. Tatsache ist: Im Film kann man sehr viel mehr experimentieren und Dinge ausprobieren, die das Publikum im Konzertsaal nicht akzeptieren würde.

 


Den kompletten Artikel lesen Sie in der Ausgabe September 2021

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