Danae Dörken

„In der Musik sind wir alle gleich

Hierzulande zählt Danae Dörken zu den wichtigsten Pianistinnen ihrer Generation. Auf ihrem neuen Album widmet sich die Deutsch-Griechin musikalisch dem Mythos der „Odyssee“.

Von Andreas Kunz

Eine kleine, aber feine Konzerthalle in Coesfeld. Zusammen mit ihrer Schwester Kiveli gibt Danae Dörken hier ein Klavierrecital. Temperamentvoll, feinnervig und klangfarbenreich gestalten sie im organischen Zusammenspiel Werke zu vier Händen von Schubert, de Falla, Grieg, Busoni und Brahms. Im anschließenden Interview erlebte ich Danae Dörken als emotionale wie eloquente Gesprächspartnerin.  

Frau Dörken, Sie wurden von Karl-Heinz Kämmerling und Lars Vogt pianistisch ausgebildet. Inwieweit haben beide Sie geprägt?
Ein wirklich guter Lehrer fördert die Persönlichkeit. Er sagt einem nicht: „So musst du es spielen“, sondern findet heraus, wie man es selber spielen möchte, und hilft einem dabei. Kämmerling konnte das richtig gut. Wenn man von dreien seiner Schüler dasselbe Stück gehört hat, klang es jedes Mal anders. Neben der Technik habe ich bei ihm eben auch gelernt: „Wie finde ich eine eigene Interpretation, wie mache ich ein Stück zu meinem eigenen?“ Mit Lars bin ich noch in engem Kontakt und frage ihn oft um Rat oder wir tauschen uns aus. Ich finde es sehr wichtig, jemanden zu haben, dem man musikalisch vertraut, der Blick von außen ist unheimlich hilfreich.

Schuberts f-Moll-Fantasie haben Sie gemeinsam mit Ihrer Schwester sehr zart, eher verinnerlicht gestaltet, mit vielen leichten Rubati. Der Bogen war klar, aber dazwischen passierte gestalterisch viel.
Sowohl Karl-Heinz Kämmerling als auch Lars war bzw. ist sehr wichtig, was zwischen den Tönen passiert, wo eigentlich die Musik entsteht – diesem Unerklärlichen, Magischen nachzuspüren und es im Idealfall auf die Bühne zu bringen. Kämmerling hat oft gesagt: Musik ist wie Sprache. Wir reden ja auch nicht perfekt rhythmisch in unseren Sätzen, sondern machen kaum merkbare Pausen, einige Wörter sind ein bisschen länger und andere ein bisschen kürzer. Die Stimme geht hoch und runter, jeder hat seinen eigenen Stil. So ist es auch beim Spielen. Jeder findet seine Art und Weise, eine Phrase zu gestalten. Ich versuche immer, meine Spielart zu finden, meine Gestaltung.

Wie würden Sie Ihr Klavierspiel beschreiben?
Ich bin nicht unbedingt die Spielerin, die nach dem Motto „je lauter und schneller, desto besser“ agiert, sondern versuche oft diese feinen Sachen herauszuarbeiten. Natürlich wird es auch mal explosiv, aber mir ist es sehr wichtig, das Innenleben der Musik darzustellen. Vieles passiert im Piano, in den Pausen, in den Fermaten, den kleinen Rubati oder leichten Ritardandi.


Den kompletten Artikel lesen Sie in der Ausgabe Juni 2022

Aktuelles Album

Danae Dörken: Odyssee

Danae Dörken: Odyssee – Werke von Debussy, Liszt, Gounod u. a.; Danae Dörken (2021); Berlin/Edel


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