Von Götz Thieme
Kein Künstler ist während der ganzen 24 Stunden seines täglichen Tages ununterbrochen Künstler; alles Wesentliche, alles Dauernde, das ihm gelingt, geschieht immer nur in den wenigen und seltenen Augenblicken der Inspiration.“ So beginnt Stefan Zweig seine „Sternstunden der Menschheit“. Und fährt fort: „Was ansonsten gemächlich nacheinander und nebeneinander abläuft, komprimiert sich in einen einzigen Augenblick, der alles bestimmt und alles entscheidet; ein einziges Ja, ein einziges Nein, ein Zufrüh oder ein Zuspät macht diese Stunde unwiderruflich …“
Auch Wilhelm Furtwängler glaubte an den nicht zu reproduzierenden, einzigen Augenblick der musikalischen Verwirklichung. Als er im November 1954 starb, gab es keine greifbare Aufnahme des Werks von Beethoven, das ihm wohl am meisten bedeutet hat, der neunten Sinfonie. Die Live-Mitschnitte von 1938 in London und 1942 in Berlin waren damals wenigen bekannt. Furtwänglers Produzent, Walter Legge, bat seine Witwe Elisabeth um die Freigabe des Mitschnitts der Aufführung zur Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele 1951 – und erhielt sie. …
Den gesamten Artikel lesen Sie in der Ausgabe FONO FORUM Oktober 2023.