Von Götz Thieme
Klasse, CD 72 haut einen gleich mal um. Das Divertimento aus Igor Strawinskys Ballett „Der Kuss der Fee“ besitzt trockene Artikulation, frechen Witz und knackige Schärfe. Gespannt-konzentriert, sich die Phrasenbälle zuspielend, musiziert Ferenc Fricsays RIAS-Symphonie-Orchester im September 1954 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem. So plastisch-räumlich kann Mono klingen. Fricsay hat sich zu der Zeit, nach knapp sechs Jahren, als Chefdirigent zurückgezogen. Die amerikanischen Besatzer hatten im Jahr zuvor ihre Finanzierung eingestellt, das Orchester organisiert sich selbst und erhält 1956 vom Sender Freies Berlin sicheren Boden unter den Füßen, heißt nun Radio-Symphonie-Orchester Berlin (RSO).
Ferenc Fricsay bleibt den exzellenten Musikerinnen und Musikern in jeder Phase treu und übernimmt 1959 wieder den Chefposten. Die Strawinsky-Aufnahme bündelt im Kern alle Tugenden dieses Dirigenten: Auf beinahe paradoxe Weise verbinden sich Strenge und Freiheit, Deutlichkeit und Dehnung des Taktstrichs, Moderne und Tradition. …
Den gesamten Artikel lesen Sie in der Ausgabe FONO FORUM Oktober 2023.