Von Norbert Hornig
Wenn man sich die ikonenhafte Bedeutung vergegenwärtigt, die dem Violinkonzert von Johannes Brahms zugewachsen ist, muss die Zurückhaltung überraschen, die das Publikum dem Werk bei der Uraufführung im Leipziger Gewandhaus am Neujahrstag des Jahres 1879 entgegenbrachte. Der Komponist selbst stand am Dirigentenpult, den Solopart spielte sein Freund Joseph Joachim, auf dessen Anregung das Werk entstanden war und dem es auch gewidmet ist. Beide waren sich der gestalterischen Herausforderung wohl bewusst, die das großdimensionierte, fast eine Dreiviertelstunde dauernde Werk für den Solisten, aber auch für Dirigent und Orchester darstellt. Noch im Dezember 1878, nur wenige Tage vor der Uraufführung, hatte Joachim in einem Brief an Brahms besorgt von „wirklich ungewohnten Schwierigkeiten“ gesprochen, mit denen er sich im Solopart konfrontiert sehe. Zwar hatte der pianistisch denkende Komponist seinen Freund Joachim wegen violintechnischer Fragen zu Rate gezogen. Dennoch war er wenig geneigt, auf Änderungsvorschläge im Sinne manueller Vereinfachungen einzugehen.
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