Die Musikindustrie ist 2017 weltweit um 8,1 Prozent und damit zum dritten Mal in Folge gewachsen. Insgesamt hat die Branche im vergangenen Jahr 17,3 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Diese Zahlen entstammen dem Global Music Report 2018, den die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) vorgestellt hat. Markttreiber bleibt das Streaming, das um 41,1 Prozent zulegen konnte. Mit einem Umsatzanteil von 38,4 Prozent ist es erstmals die größte Erlösquelle der Branche. Insgesamt streamen weltweit inzwischen 176 Millionen Nutzerinnen und Nutzer Musik über Bezahl-Angebote. Die Zuwächse im Streaming-Bereich können die Rückgänge im physischen Geschäft (-5,4%) und bei den Downloads (-20,5%) mehr als ausgleichen. Das dritte Wachstumsjahr in Folge folgt auf 15 Jahre deutlicher Umsatzrückgänge der Branche weltweit. Trotz des derzeitigen Aufschwungs liegen die Einnahmen 2017 deshalb nur bei 68,4% des Spitzenwerts von 1999.
Die Umsätze der deutschen Musikindustrie liegen 2017 annähernd auf Vorjahresniveau. Wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) heute bekanntgab, beliefen sich die Verkäufe von CDs, Schallplatten, DVDs und Downloads sowie die Einnahmen aus Streamingdiensten auf insgesamt 1,588 Milliarden Euro, das ist ein leichtes Minus von 0,3 Prozent gegenüber 2016. Mit 22,7 Prozent legte der Digitalmarkt weiter zu, getrieben durch starke Zuwächse im Audio-Streaming (+42,8 Prozent). Der physische Markt gab im gleichen Zeitraum zwar um 14,3 Prozent nach, lag aber mit 53,4 Prozent auch 2017 noch immer vor dem Digitalgeschäft (46,6 Prozent).
Stärkstes Umsatzsegment blieb auch 2017 die CD (45,4 Prozent Marktanteil), mittlerweile gefolgt von Audio-Streaming (34,6 Prozent) und Downloads, die um 19,3 Prozent an Umsatz verloren und auf einen Marktanteil von nun noch 9,9 Prozent zurückgingen. Vinyl wuchs dagegen weiter, wenn auch nicht so stark wie in den Vorjahren. Mit einem Plus von 5,1 Prozent sorgte es im Gesamtjahr 2017 für 4,6 Prozent der Umsätze.
Der Vorstandsvorsitzende des BVMI, Dr. Florian Drücke, bewertet die zunehmende Digitalisierung des Marktes positiv: „Wir sehen weiterhin eine starke Zugkraft im Musik-Streaming, und das zeigt, dass die Diversifizierungsstrategie der Branche greift. Je größer der Digitalanteil wird, desto wichtiger ist aber auch, dass die Refinanzierbarkeit von Inhalten im digitalen Raum sichergestellt ist, das heißt: Jede Form der Online-Nutzung muss an Lizenzen geknüpft sein, die am Markt verhandelt werden. Nach Untersuchungen unseres Dachverbandes IFPI findet derzeit knapp die Hälfte des Musik-Streamings in Deutschland über Video-Streaming-Dienste wie z.B. YouTube statt, die aktuell zusammen aber nur 1,9 Prozent zum Umsatz beitragen – dem stehen 34,6 Prozent gegenüber, die durch die Premium- und werbefinanzierten Angebote der Audio-Streaming-Dienste erlöst werden. Das ist ein inakzeptables Ungleichgewicht, das wir als ‚Value Gap‘ bezeichnen. Insofern ist es höchste Zeit und sehr zu begrüßen, dass sich Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag sehr explizit zur Beteiligung der Plattformen an der Refinanzierung bekennen und damit ein Level Playing Field im Online-Bereich schaffen wollen. Ob dieser Koalitionsvertrag zur Anwendung kommt, wird sich bekanntlich in diesen Tagen zeigen. Tatsache ist, dass beim Thema Value Gap auf europäischer Ebene im Interesse der Kreativen und ihrer Partner keine Zeit zu verlieren ist.“