Traditionsgemäß bestreiten die Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner das Eröffnungskonzert in der Basilika St. Emmeram, im kommenden Jahr zum ersten Mal zusammen mit der Hofkapelle München und ihrem Konzertmeister Rüdiger Lotter. 2019 wird des 300. Geburtstages von Leopold Mozart gedacht und deshalb stehen seine große „Missa solemnis“ und die „Neue Lambacher“-Sinfonie auf dem Programm.
Mit diesem Konzert verabschiedet sich Domkapellmeister Roland Büchner von den Tagen Alter Musik. 2020 wird er Ruhestand sein. Im anschließenden Nachtkonzert präsentiert das britische Vokalensemble ORA Singers mit seiner Leiterin Suzi Digby unter dem Titel „Gesänge der Hoffnung“ verschiedene „Miserere“-Vertonungen, darunter auch von Gregorio Allegri. Die Briten erhielten vor kurzem den OPUS KLASSIK-Preis als Ensemble des Jahres 2018 in der Kategorie Chor.
Dass nach 15 Jahren erstmals wieder der Regensburger Dom St. Peter zur Verfügung steht, verleiht diesem Konzert einen besonderen Rahmen. Eine spezielle Art der Diskant-Gambe war im 18. Jahrhundert unter den französischen Amateuren, insbesondere den Damen, sehr beliebt: die Pardessus de Viole. Mélisande Corriveau, eine der wenigen Gambistinnen, die die Pardessus de Viole virtuos beherrschen, und der New Yorker Cembalist Eric Milnes präsentieren in einem Matinee-Konzert in der Kirche St. Ägidius am Samstagvormittag französische Musik des 18. Jahrhunderts.
Das Barockorchester Höör Barock ist in dem kleinen Ort Höör in Südschweden beheimatet und gastiert erstmals in Deutschland. Unter der Leitung des Blockflötenvirtuosen Dan Laurin spielen die jungen Schweden am Samstagnachmittag in der Basilika U.L. Frau zur Alten Kapelle Werke von Bach, Telemann und Corelli sowie eine Suite mit Stücken der Golovin-Musik ihres Landsmannes, des „schwedischen Händel“ J. H. Roman. Danach beginnt um 18.30 Uhr in der Basilika St. Emmeram eine Aufführung der Bachschen Matthäuspassion. Die französische Dirigentin Françoise Lasserre und ihr Vokal- und Instrumentalensemble Akadêmia stellen ihren Interpretationsansatz des Bachschen Meisterwerks vor, der den Forschungsergebnissen Joshua Rifkins und Andrew Parrotts folgt: einfache Sängerbesetzung von insgesamt acht Vokalisten, die sowohl den Chor bilden als auch die Solistenpartien bestreiten. Die Evangelisten- und Jesus-Partien sind mit Markus Brutscher (Evangelist) und Romain Bockler (Jesus) prominent besetzt, zudem sind die beiden Orchester entsprechend verschlankt.
Die beiden belgischen Ensembles Utopia (SATBB) und InAlto (Zink und vier Posaunen) spüren im darauffolgenden Nachtkonzert in der Schottenkirche St. Jakob den musikalischen Wurzeln Martin Luthers nach, die sich in Vertonungen poetischer Liedverse wie De Profundis (Aus tiefer Not), Pater noster (Vater unser), Victimae paschali laudes (Christ lag in Todesbanden) u. a. von Josquin Desprez, Johann Crüger, Ludwig Senfl, Johann Walter, Caspar Othmayr, Johannes Eccard, Orlando di Lasso und Michael Praetorius wiederfinden.
Die Matinee am Sonntagvormittag im historischen Reichssaal bestreitet das international besetzte und in den Niederlanden beheimatete Ensemble Seconda Prat!ca. Das Programm Missa Mundi lehnt sich an die Struktur der katholischen Weihnachtsmesse an und präsentiert die kunstvolle Polyphonie portugiesischer Komponisten des 15. bis 17. Jahrhunderts ebenso wie volkstümliche Villancicos, z. B. jene aus dem Kloster Santa Cruz in Coimbra. Der Hörer erlebt eine musikalische Reise durch die Zeiten und gesellschaftlichen Gruppen eines kleinen Landes, das eines Tages auf der ganzen Welt präsent war.
Am Sonntagnachmittag spielt um 14 Uhr in einem Freiluftkonzert im malerischen Innenhof des Thon-Dittmer-Palais die Zefiro Oboe Band ein Repertoire für sechs Oboen, zwei Taillen, drei Fagotte und Schlagwerk, das zur Zeit Ludwigs XIV. an den europäischen Höfen sehr beliebt war. Es erklingen Märsche, Suiten, Concerti und Tanzmusik u.a. von Jean-Baptiste Lully, Pierre Danican Philidor, Christoph Förster, Jacques Paisible und Johann Kaspar Ferdinand Fischer. Im Zentrum des Konzerts mit dem polnischen Barockorchester Arte dei Suonatori steht das technisch und musikalisch äußerst anspruchsvolle Cembalokonzert in d-Moll des Bach-Schülers Johann Gottlieb Goldberg, das der junge Cembalist Marcin Świątkiewicz spielen wird. Daneben erklingen im Sonntagnachmittagskonzert in der St.-Oswald-Kirche noch Telemanns heiter-virtuoses Concerto polonois und J. S. Bachs dritte Orchesterouvertüre BWV 1068 in der Köthener Erstfassung.
Zu einer faszinierenden Klangabenteuerreise unter dem Titel „Carmina Latina“ laden die Cappella Mediterranea und der Chœur de Chambre de Namur unter der Leitung des argentinischen Dirigenten Leonardo García Alarcón am Sonntag um 20.00 Uhr in die Basilika St. Emmeram. Sie präsentieren musikalische Schätze barocker Chor- und Instrumentalmusik des 16. bis 18. Jahrhunderts aus den umfangreichen Musikbibliotheken der großen Kirchen in Argentinien, Peru und Bolivien, die ihre Wurzeln in der iberischen Tradition der Polyphonie haben.
Im anschließenden Nachtkonzert im Historischen Reichssaal stellen die 10 Musikerinnen und Musiker des Renaissance-Bläserensembles Piffaro aus Philadelphia ihr neues Programm vor, eine Reise zu den Wurzeln und Einflüssen auf die Musik J. S. Bachs. Das Stadtpfeiffer-Repertoire umfasst Stücke aus dem Glogauer Liederbuch, von Heinrich Isaac, Heinrich Finck, Johann Walter und „Deutsche Tänze“ aus Sammlungen von Johann Ghro, Samuel Scheidt und Michael Praetorius.
Die im Mittelalter in Okzitanien (Südfrankreich) niedergelassenen „Troubadoure“ – Dichter und Musiker des 12. und 13. Jahrhunderts – haben uns wunderbare Kompositionen hinterlassen, die die „Höfische Liebe“ zelebrieren. Mit einem Repertoire, das sich dem Gesicht der Nacht widmet, in einer Landschaft zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen gastiert am Montagvormittag um 11.00 Uhr in der gotischen Minoritenkirche das französische Mittelalter-Ensemble Céladon unter der Leitung des Countertenors Paulin Bündgen.
Das Programm mit dem Titel „A Fantasy on English Airs & Tunes“ mit dem französischen Barockensemble Le Caravansérail unter der Leitung des Cembalisten Bertrand Cuiller spielt am Montagnachmittag im Historischen Reichssaal ein breites Repertoire von Vokal- und Instrumentalkompositionen aus Theatermusiken von Henry Purcell, Matthew Locke und weniger bekannten Zeitgenossen, die im 17. Jh. am englischen Hof wirkten. Solistin ist die junge schottische Sopranistin Rachel Richmond. Um 16.00 Uhr konzertiert in der St.-Oswald-Kirche das 17-köpfige kanadische Vokal- und Instrumentalensemble L’Harmonie des Saisons aus Québec. Das Programm, das die künstlerische Leiterin Mélisande Corriveau und der musikalische Leiter Eric Milnes für ihr Regensburg-Debut zusammengestellt haben, umfasst Vokal- und Instrumentalmusik des 17. und 18. Jh. aus den Archiven von Puebla (Mexiko), Antigua (Guatemala), Bogota (Kolumbien), Cordoba (Argentinien), Lima und Cuzco (Peru) sowie Sucre (Bolivien). L’Harmonie des Saisons musizieren Villancicos, Kantaten, Folias españolas und Canarios.
Den Abschluss der 35. Tage Alter Musik bestreiten am Montagabend um 20 Uhr in der Basilika St. Emmeram die Vokalisten und Instrumentalisten des italienischen Barockorchesters La Risonanza und ihr Leiter, Cembalist und Organist Fabio Bonizzoni. Auf dem Programm stehen Bachs Kantate „Nach dir, Herr, verlanget mich“ BWV 150 und Dietrich Buxtehudes größtes oratorisches Werk, der Kantatenzyklus „Membra Jesu nostri“ Bux WV 75 (1680).
Wie gewohnt findet im Rahmen des Festivals auch 2019 im historischen Salzstadel an der Steinernen Brücke vom 8. bis 10. Juni wieder eine große internationale Verkaufsausstellung von Nachbauten historischer Instrumente, von Tonträgern, Büchern und Noten statt. Über 60 Anbieter aus ganz Europa werden die Ausstellung beschicken und sie somit zur größten ihrer Art in Deutschland machen. Der Eintritt ist frei! Die Tage Alter Musik gehen in die Verlängerung! Am Dienstag, dem 11. Juni, gibt es zum achten Mal eine Zusammenarbeit der Tage Alter Musik Regensburg mit der Regensburger Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM) in Form eines Kurstages. Der Cembalist und Ensembleleiter Bertrand Cuiller (Le Caravansérail) wird dabei mit Studentinnen und Studenten der HfKM an vorbereiteten Stücken aufführungspraktische Fragen klären. Der Kurstag endet mit einem Konzert um 19.30 Uhr im Konzertsaal der HfKM. Zuhörer sind in den Räumen der HfKM zu Kurs und Konzert in Regensburg-Stadtamhof herzlich willkommen.
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