Liza Ferschtman. Foto: Marco Borggreve
Liza Ferschtman. Foto: Marco Borggreve

Start mit Schönbergs Sonnenaufgang

Das Festival NOW! verwandelt Essen derzeit in eine Begegnungsstätte für teils unerhörte Klänge und neugierige Hörer. Weitere Glanzlichter setzt u. a. Liza Ferschtman.

Zum neunten Mal ist Essen ein Zentrum für zeitgenössische Musik: Bis 3. November 2019 lädt die Philharmonie Essen gemeinsam mit der Folkwang Universität der Künste, der Stiftung Zollverein, PACT Zollverein und dem Landesmusikrat NRW zum Festival NOW! ein. Neben der Kunststiftung NRW unterstützt erstmalig auch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung das Programm. 25 Veranstaltungen, darunter Konzerte mit 15 Uraufführungen, Installationen, Workshops und begleitende Einführungen, widmen sich unter dem diesjährigen Motto „Transit“ dem Übergang und seinen vielfältigen Erscheinungen in der Musik. Veranstaltungsorte sind die Philharmonie Essen, die Folkwang Universität der Künste, das UNESCO-Welterbe Zollverein, das Museum Folkwang und die Folkwang Musikschule. Zum Ausdruck kommt das Thema „Transit“ etwa in Arnold Schönbergs monumentalen „Gurreliedern“, mit denen die Essener Philharmoniker das Festival eröffneten. Auf PACT Zollverein bringt ein „Synthesizer-Wochenende“ die Übergänge von der Analog- zur Digitaltechnik zum Klingen. Und Werke wie Stockhausens „Kontra-Punkte“ verdeutlichen, wie sich die zeitgenössische Musik nach dem Zweiten Weltkrieg durch starke Impulse immer wieder neu entdeckt hat.

Los ging es mit einer adäquaten Aufführung von Arnold Schönbergs monumentalen Gurreliedern. Gleich drei Chöre wirkten mit – der WDR Rundfunkchor, der Opernchor des Aalto-Theaters und der Philharmonische Chor Essen. Mit dem lyrisch eingefärbten Heldentenor Burkhard Fritz, der sanft-metallischen Julia Borchert, der weich tönenden Deidre Angenent, dem rustikalen Heiko Trinsinger und dem kräftig-charkatervollen Albrecht Kludszuweit waren die Solopartien überzeugend besetzt. Tomas Netopil und die Essener Philharmoniker kosteten die Partitur voll aus, die alle Effekte und gegensätzlichen Klangwirkungen der Spätromantik auf die Spitze treibt, gipfelnd in einem gigantisch volltönenden Sonnenaufgang.

Weitere Konzerte: Das Ensemble Musikfabrik präsentiert eine Neufassung von „Nether“ der aktuellen „Ernst von Siemens“-Preisträgerin Rebecca Saunders (31.10., 19:30 Uhr). Und mit dem Orchesterwerk „passage/paysage“ von Mathias Spahlinger spielt das renommierte Ensemble Modern eine Ikone der jüngsten Moderne (3.11., 17:30 Uhr). In klassischer Streichquartett-Besetzung war das JACK Quartet zu erleben, wohingegen das Konzert am 29.10., um 19:30 Uhr mit nur einer Pianistin auskommt, daneben aber auch zwei Uraufführungen für computergesteuerte Orgel sowie für vier MIDI-Klaviere präsentiert. Dem Schaffen György Kurtágs widmet sich ein nächtliches Konzert im Festsaal der Philharmonie (2.11., 22:30 Uhr).

Vertreten sind darüber hinaus auch in diesem Jahr das Schlagzeugensemble des Landesmusikrats NRW „SPLASH – Perkussion NRW“ (2.11., 17 Uhr), das JugendZupfOrchester NRW (3.11., 11 Uhr).

Zwei weitere Spielorte steuert das Festival NOW! in diesem Jahr an: Das Museum Folkwang ist Gastgeber für einen Auftritt des Ensembles hand werk mit insgesamt drei Uraufführungen (1.11., 16 Uhr). Und in der Halle 5 auf dem Welterbe Zollverein hebt die niederländische Geigerin Liza Ferschtman gemeinsam mit dem Folkwang Kammerorchester Essen ein Violinkonzert der ehemaligen Folkwang-Dozentin Karin Haußmann aus der Taufe (1.11., 19:30 Uhr).

Zur NOW!-Tradition gehören auch Gespräche mit ausgewählten Komponistinnen und Komponisten, deren Werke im Rahmen des Festivals zur Aufführung kommen. Am 3.11., um 14 Uhr im Festsaal der Philharmonie Essen diskutieren Florian Zwißler, Oxana Omelchuk, Dirk Reith und der Kontrabassist Niek de Groot mit Günter Steinke über das diesjährige Thema „Transit“.

Im Schulworkshop „Electric Flux“ auf PACT Zollverein lernen Jugendliche ab 10 Jahren grundlegende Aspekte der elektroakustischen Musik kennen. In der Folkwang Musikschule wird ebenfalls für Jugendliche ab 10 Jahren der Workshop „La Grande Banda“ angeboten (1.11., 15 Uhr). Die Ergebnisse werden im Konzert des Perkussion-Ensembles SPLASH am 2.11. präsentiert. Im Kompositionsprojekt „sound LAB“ entwickeln drei Essener Schulkassen neue Musik aus altbewährten Evergreens, schnulzigen Schlagern und beliebten Liedern aus der Kindheit. Das Abschlusskonzert findet am 24.1., um 11 Uhr im RWE Pavillon der Philharmonie Essen statt.

 

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