Die Natur war für Ludwig van Beethoven Inspirationsquelle und zentrales Thema seines Schaffens. Heute, in Zeiten von Klimakrise und Technologisierung der Gesellschaft, ist dieses romantische Natur/Mensch-Verhältnis empfindlich gestört. Das Beethovenfest Bonn 2023 will die Grundlagen des Lebens und die Bedingungen des Überlebens befragen – vor allem aber will es das Lebendige feiern. Beethovens Naturerleben und seine elementare Ausdruckskraft sind der Ausgangspunkt eines musikalischen Programms quer durch die Geschichte und über Kulturen hinweg.
Große Sinfonik
Das Festival beginnt mit einer großen Trilogie der Neunten: Die jeweils neunten Sinfonien von Dvořák, Bruckner und Beethoven sind am Eröffnungswochenende mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unter Paavo Järvi (1./2.9.) und dem Deutschen Sinfonieorchester Berlinunter Cornelius Meister (3.9.) zu erleben. Nach diesen großen humanistischen ›Lebenswerken‹ zum Auftakt widmen sich die Sinfoniekonzerte im Verlauf des Festivals verschiedenen Aspekten der Natur und des Lebens: Gustav Mahlers »Lied von der Erde« mit dem Chamber Orchestra of Europe (22.9.), Joseph Haydns »Sieben letzte Worte« in einer erweiterten Fassung mit dem ensemble reflektor (10.9.) oder Ludwig van Beethovens Violinkonzert mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Pekka Kuusisto (23.9.).
Beethoven im Zentrum
Die Musik Beethovens ist zentraler Bestandteil des Festivals. Ein Highlight ist das Abschlusskonzert mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Robin Ticciati mit Beethovens siebter Sinfonie (24.9.). Weiterhin stehen die ersten drei Klavierkonzerte Beethovens auf dem Programm: Das dritte Klavierkonzert mit Residenzkünstler Fabian Müller und dem Tonhalle-Orchester Zürich (2.9.), die Klavierkonzerte eins und zwei im Gesprächskonzert mit Alexander Melnikov und dem historisch informierten B’Rock Orchestra (8.9.). Zahlreiche Kammermusikformate ergänzen den Beethoven-Fokus, darunter Konzerte mit dem Sitkovetsky Trio und dem Leonkoro Quartett (jeweils 21.9.) sowie Klavier-Recitals mit etablierten Solist:innen wie Danae Dörken (5.9.), Kit Armstrong (10.9.) und Alexander Lonquich (24.9.).
Residenzen
Diesjähriger Residenzkünstler ist der Bonner Pianist Fabian Müller. Neben seinem Konzert am Eröffnungswochende mit dem Tonhalle-Orchester Zürich gestaltet er ein kammermusikalisches Stadtteilfest in Bonn-Endenich (10.9.). Residenzensemble ist das New Yorker Streichquartett Brooklyn Rider, welches unter anderem für ein Konzert mit Mandolinenvirtuose Avi Avital (12.9.) – klimaneutral – nach Bonn reist.
Besondere Formate & Festivalzentrale
Ein herausragendes Projekt ist die Premiere der »symphony of change« des Stegreif Orchesters (8.9.). Mit allen Mitteln der klassischen Sinfonik, der Improvisation und der Choreografie setzt sich das Ensemble musikalisch mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen auseinander. Dieses besondere Konzertformat findet in den Produktionshallen der ehemaligen Bonner Fahnenfabrik statt, die für das Beethovenfest ertüchtigt werden. Einzigartige Erlebnisse versprechen zudem ein vertikaler Konzertabend im Post Tower (17.9.), mehrere liebevolle Kinder- und Jugendkonzerte sowie Partys an besonderen Orten. Die Festivalzentrale macht in diesem Jahr Station in der Kreuzkirche, die zu einem Lebens- und Erlebnisraum umgestaltet wird. Sie bietet Platz für Konzerte, Diskurs und lädt zum zwanglosen Austausch nach den Veranstaltungen ein.