Fidelio in Dresden 1989 in Regie von Christine Mielitz. Bild: Erwin Döring
Fidelio in Dresden 1989 in Regie von Christine Mielitz. Bild: Erwin Döring

Neues Buch: Operntheater in der DDR

Die höchst informative Darstellung des Musiktheaters in der DDR regt nicht nur zum Nachdenken über Vergangenes an.

Des Autors Bedauern über die verpasste Umsetzung einer Utopie schwingt mit, wenn man Eckart Kröplins hervorragendes Kompendium "Operntheater in der DDR" liest. Auf mehr als 350 Seiten schreibt er aus der Perspektive eines Insiders. Kröplin, Jahrgang 1943, startete 1969 eine erfolgreiche Laufbahn als Musik- und Theaterwissenschaftler in Leipzig. Zudem war er als Dramaturg tätig, ab 1984 an der Semperoper. Ihm gelingt, die beiden dicken Fäden seiner Darstellung, die Kunst und die Politik, stets auf das engste verknüpft und doch in ihren jeweiligen Verläufen klar erkennbar zu führen. Die großen Komponisten und Regisseure der DDR werden dabei selbstbewusst gerechtfertigt und gegen die West-Avantgarde verteidigt. Die Konfliktfelder, auf denen das DDR-Musiktheater künstlerische Ernte einfahren musste, werden dabei nicht geglättet. So wird etwa die Zerstörung von Eislers Idee einer Faust-Oper durch die DDR-Führung ungeschönt berichtet. Vor allem die Fülle der Uraufführungen an den DDR-Bühnen ist beeindruckend. Das ausführliche Register im Anhang des Buches ist auch in dieser Beziehung eine Fundgrube. Kröplin gibt mit klarer Sprache Einblicke in eine untergegangene Opernwelt, die in jedem Atom politisiert war - besonders dann, wenn sie der Politisierung entkommen wollte.
Eckart Kröplin: "Operntheater in der DDR"; Henschel-Verlag

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