Der bislang älteste Berliner Philharmoniker ist tot: Das Orchester trauert um seinen ehemaligen Kontrabassisten Erich Hartmann, der am 6. Juli 2020 im Alter von 100 Jahren verstarb. »Erich Hartmanns Tod ist eine Zäsur«, sagt Knut Weber, Cellist und Mitglied des Orchestervorstands der Berliner Philharmoniker. »Mit ihm verlieren wir den letzten Philharmoniker der Furtwängler-Ära und einen wichtigen Zeitzeugen der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Als Mitglied der Kontrabassgruppe der Karajan-Zeit hat er deren einzigartigen Klang mitgestaltet. Sein Wissen gab er mit großem Engagement auch als Lehrer weiter. Wir trauern um einen großartigen Musiker.«
1920 in Leipzig als Sohn eines Klavierbauers geboren, studierte er am Konservatorium seiner Heimatstadt Kontrabass und Komposition. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach einer Verletzung galt er als kriegsuntauglich und konnte sein Studium fortsetzen. Erste Berufserfahrung sammelte er am Leipziger Gewandhausorchester. Im November 1943 wurde er Mitglied des Berliner Philharmonischen Orchesters – als damals jüngster Musiker.
Nur drei Monate später erlebte er in seiner Funktion beim Luftschutzdienst, wie die alte Philharmonie in der Bernburger Straße nach einem schweren Luftangriff abbrannte. Seine Erinnerungen an diese Zeit veröffentlichte er 1996 unter dem Titel Die Berliner Philharmoniker in der Stunde Null. Erich Hartmann spielte noch unter Wilhelm Furtwängler und erlebte fast die gesamte Ära Herbert von Karajans. 1967 gründete er das Kontrabassquartett der Berliner Philharmoniker. Im Januar 1985 ging der Musiker, der Werke für verschiedene Besetzungen, u. a. auch für das Kontrabassquartett, komponierte, nach 41 Dienstjahren in den Ruhestand. Die besondere Verbundenheit zu seinem Orchester blieb bis zu seinem Tod bestehen.