Vom 26. August bis 2. September finden in Köthen und Umgebung die 27. Köthener Bachfesttage statt. Zum zweiten Mal unter der künstlerischen Leitung von Folkert Uhde überraschen sie mit neuen Formaten, einmaligen Programmen und nur in Köthen zu erlebenden künstlerischen Allianzen. Die Köthener Bachfesttage zeichnen das Bild eines leidenschaftlich-jungen Bachs nach, der nur in seiner Köthener Zeit die Gelegenheit hatte, mit herausragenden Profimusikern an die Grenzen des damals musikalisch-technisch Möglichen zu gehen.
Gleich zwei Jubiläen feiern die Köthener Bachfesttage in diesem Jahr: den 333. Geburtstag von Johann Sebastian Bach – der anlässlich des alljährlich an diesem Tag begangenen European Day of Early Music mit einem Konzert gewürdigt wurde – und die Ankunft Bachs in Köthen im Winter 1717/18 vor 300 Jahren. Hier starb seine erste Frau Maria Barbara und hier verliebte er sich auch in seine 15 Jahre jüngere zweite Ehefrau Anna Magdalena, die als Hofsängerin in Köthen angestellt war. In der Residenzstadt erlebte er die kreativste Zeit seines Lebens und schrieb ausschließlich weltliche Musik. Großartige Orchesterstücke – darunter die berühmten Brandenburgischen Konzerte –, Suiten und Sonaten, Werke für Soloinstrumente und einige Festkantaten entstanden in Köthen.
Schon vor dem offiziellen Beginn stimmt am Sonntag, 26. August ein „Vorspiel" mit Dorothee Mields, Hille Perl & The Age of Passions auf die Bachfesttage ein. Beim Eröffnungskonzert am Mittwoch, 29. August stellen sich das Ensemble Cinquecento und das Köthener BachCollektiv als die beiden Residenzensembles der Bachfesttage 2018 vor: Eine außergewöhnliche Programmdramaturgie verbindet Musik der Bach-Familie, Brandenburgische Konzerte und eine wahrscheinlich in Köthen entstandene Hochzeitskantate, gesungen von der tschechischen Sopranistin Hana Blažíková. Das eigens für die Bachfesttage zusammengestellte Köthener BachCollektiv unter Leitung der Barockgeigerin Midori Seiler besteht in diesem Jahr aus insgesamt 24 Musikerinnen und Musikern aus zehn Nationen, die eine Woche lang in Köthen zusammenarbeiten. In einer sehr persönlichen Sicht auf das Werk Johann Sebastian Bachs stellen der international gefeierte Bratschist Nils Mönkemeyer und sein Duo-Partner, der Lautenist Andreas Arend, am Donnerstag, 30. August ihr neues Programm vor, dessen Spektrum – von Werken des Barock bis hin zu Musik von John Coltrane und Jimi Hendrix – wohl nicht breiter sein könnte. Das Kantatenkonzert „Inspirationen: Bach & Pergolesi" bildet am Freitag, 31. August den spektakulären Höhepunkt des Festivals: Im Mittelpunkt des Konzerts steht Bachs Version von Pergolesis berühmtem „Stabat Mater", das er mit neuer Bratschenstimme und protestantischem Text versehen hat. Im Duett werden die beiden kongenialen Countertenöre Valer Sabadus und Terry Wey zu erleben sein. Den Rahmen dazu bilden das 1. Brandenburgische Konzert und die Kantate „Falsche Welt", für die Bach die Musik des 1. Brandenburgischen Konzertes wiederverwendet hat.
In „Musik für die Ewigkeit" schlägt am Samstag, 1. September der Nederlands Kamerkoor unter Leitung von Peter Dijkstra einen Bogen von Bachs Motetten bis zu durch ihn inspirierter Musik der Gegenwart. Am Sonntag, 2. September beschließen das Köthener BachCollektiv und Valer Sabadus die Bachfesttage 2018 u.a. mit den drei virtuosesten Brandenburgischen Konzerten. Unter den Solisten ist u.a. die Blockflötistin Dorothee Oberlinger. Beim Schlossfest am 1. und 2. September gibt es ein Markttreiben wie zu Bachs Zeiten, Musik, Schauspiel und Akrobatik für Groß und Klein. Ebenfalls am Wochenende vervollständigen zahlreiche Kurzkonzerte, das Preisträgerkonzert des 10. Nationalen Bach-Wettbewerbs für junge Pianisten und viele andere Veranstaltungen das vielseitige Festivalprogramm. Die musikalische Bandbreite reicht von der historischen Aufführungspraxis über neue Zugänge aus dem Pop- und Folk-Bereich bis hin zum Klavierkabarett. Genauso wichtig wie die Präsenz international gefeierter Künstler ist bei den Köthener Bachfesttagen die Einbindung regionaler Kulturschaffender. Aus bescheidenen Anfängen im Jahr 1967 hat sich heute ein Festival entwickelt, zu dem alle zwei Jahre Bachliebhaber aus der Region, Deutschland und der ganzen Welt nach Köthen – wo Bach von 1717 bis 1723 als Hofkapellmeister wirkte – pilgern. 2016 wurde das Festival erstmalig von dem Berliner Dramaturgen, Kulturmanager und Konzertdesigner Folkert Uhde gestaltet, der mit neuen Konzertformaten die traditionsreichen Bachfesttage weiterentwickelt und öffnet. Jedes Konzert zeichnet sich durch eine eigens für Köthen entwickelte Dramaturgie, das Spiel mit Räumen, Kontexten und/oder Lichtdesign aus. Zudem wurde das BachCollektiv unter der künstlerischen Leitung der deutsch-japanischen Barockgeigerin Midori Seiler gegründet, ein generationen- und nationenübergreifendes Spezialisten-Ensemble für Alte Musik.
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