Ein sächsisches Kurfürstenpaar, die polnische Königswürde und zwei Konfessionen: Im Spannungsfeld von Religion, Macht und Politik entstanden Johann Sebastian Bachs Trauerode für die protestantische Kurfürstin Christiane Eberhardine und Jan Dismas Zelenkas Requiem für ihren katholischen Gemahl, August »den Starken«, Kurfürst des protestantischen Sachsen und König des katholischen Polen. Mit diesem spannungsgeladenen Programm aus der Feder von Akademieleiter Hans-Christoph Rademann eröffnen die Ensembles der Internationalen Bachakademie Stuttgart die Konzertsaison 2019/2020 am 06. Oktober um 19 Uhr im Beethoven-Saal der Liederhalle Stuttgart.
Der sächsische Kurfürst, August »der Starke«, konvertierte 1697 zum Katholizismus und sicherte sich so die polnische Krone – dies, obwohl sein Stammland Sachsen protestantisch war. Seine Gemahlin Kurfürstin Christiane Eberhardine hingegen blieb dem lutherischen Glauben treu. Sachsen erlebte damit eine Glaubensspaltung, die nicht nur die Untertanen von ihren Landesherren entfremdete, sondern auch in zwei Musikkulturen resultierte: einer protestantischen und einer katholischen. So komponierte Johann Sebastian Bach 1727 anlässlich des Todes der protestantischen Kurfürstin die Trauerode Lass Fürstin, lass noch einen Strahl (BWV 198). Als August »der Starke« sechs Jahre später in Warschau verstarb, schrieb Jan Dismas Zelenka, der seit 12 Jahren katholische Kirchenmusik für den Dresdner Hof komponierte, das Requiem D-Dur (ZWV 46) für ihn.
Aus diesem Spannungsfeld von Machtbestreben, Konfession und Kultur erwächst die Aktualität der Trauermusiken Bachs und Zelenkas – zweier Komponisten, die sich gegenseitig kannten und schätzten.