Sechs Abo-Produktionen und ein „Konzert +“ mit der berühmten Alpensinfonie von Richard Strauss, Auftritte bei den Bregenzer Festspielen und im Wiener Konzerthaus: Das sind die Höhepunkte einer vielfältigen SOV-Spielzeit 2023/24, die mit Bruckners „Achter“ zu Ende geht. Der Eigendeckungsgrad bleibt mit 57,4 Prozent erstaunlich hoch.
Chefdirigent Leo McFall freut sich auf eine besonders „abenteuerliche Saison“. Diese positive Herausforderung hat zum einen mit der musikalischen Bandbreite zu tun, zum anderen mit großen Besetzungen: Bei der Alpensinfonie zum Beispiel sind knapp 120 Musiker:innen auf der Bühne. In drei Produktionen spielt das SOV Werke von lebenden Komponist:innen. „Sehr fordernd ist zum Beispiel das Violinkonzert von Alban Berg, gerade in Kombination mit Schostakowitschs Symphonie“, sagt Geschäftsführer Sebastian Hazod und begründet: „Nichts stört uns mehr als ein langweiliges Programm!“
„Das Orchester hat sich als wichtiger Botschafter für die Kultur Vorarlbergs und Österreichs etabliert und ist stolz darauf, seine musikalischen Wurzeln in der Region zu haben“, lobt die für Kultur zuständige Landesstatthalterin Dr. Barbara Schöbi-Fink. Eine der Stärken des Symphonieorchester Vorarlberg sei seine Vielseitigkeit.
SOV-Präsident Manfred Schnetzer präsentierte Zahlen und Daten zur wirtschaftlichen Lage: Das jährliche Budget liegt bei rund 1,4 Millionen Euro. Davon steuern das Land Vorarlberg und die Stadt Bregenz insgesamt knapp 600.000 Euro bei. Der Eigendeckungsgrad liegt damit bei weiterhin erstaunlich hohen 57,4 Prozent. 1.686 Menschen unterstützen mit ihrem Abo das SOV. Verglichen mit der Zeit vor Corona, zeigt sich ein Minus von 18 Prozent. Die durchschnittliche Publikums-Auslastung lag im Jahr 2022 bei 84 Prozent.
Die starke Teuerung macht auch dem SOV weiterhin zu schaffen. So kommen die Verantwortlichen nicht um Preisanpassungen herum – den ersten seit der Spielzeit 2019/20. Die Preise für Einzelkarten werden um 18 Prozent erhöht und starten damit bei 31 Euro. Wer unter 27 Jahre alt ist, zahlt in der günstigsten Kategorie nur 15 Euro. Abos werden um 16 Prozent teurer und kosten damit ab 195 bzw. 98 Euro.
Wie seitens des Vorarlberger Landestheaters angekündigt, entfällt 2024 aus budgetären Gründen die gemeinsame Produktion mit dem SOV. Das Publikum muss dennoch nicht auf einen Auftritt verzichten. Dafür sorgt das „Konzert +“ Anfang März 2024. Auf dem Programm steht Thomas Larchers Liederzyklus „A Padmore Cycle“. Statt des Widmungsträgers Mark Padmore singt Ilker Arcayürek. Fast alle dieser poetisch-musikalischen Miniaturen haben einen Bezug zur Natur, speziell zum Gebirge. Das gilt erst recht für Richard Strauss’ berühmte Alpensinfonie im Anschluss. Am Pult steht Leo McFall.
Zum Einstieg in die Saison 2023/24 sind Werke von Rossini, Hummel und Beethoven zu hören. Geleitet wird das Konzert im Format „Play and conduct” von Hans-Peter Hofmann. Solistin ist Johanna Bilgeri – eine junge Vorarlbergerin, die seit einem Jahr fixes Mitglied des SOV ist. Die Fagottistin gewann erste Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Eine langjährige musikalische Partnerschaft verbindet Leo McFall und Violinistin Antje Weithaas, die gemeinsam im Abo-Konzert 2 zu erleben sind. Zu hören sind Stücke von Alban Berg und Dmitri Schostakowitsch.
Die Komponisten der dritten Abo-Produktion heißen William Bolcom, Carl Nielsen und Jean Sibelius. Letzterer ist für McFall eine Herzensangelegenheit. Er studierte an der Sibelius-Akademie in Finnland und verbrachte in der Heimat des berühmten Künstlers vier prägende Jahre.
„Wie viel Heimat braucht der Mensch?“, fragt im folgenden Konzert der Lindauer Komponist Nikolaus Brass. 2019 war diese SOV-Auftragsarbeit beim texte & töne festival so erfolgreich, dass die größere Orchesterfassung zur Uraufführung wird. Am Pult steht Jonathan Brandani, der mit dem Symphonieorchester Vorarlberg bei den Bregenzer Festspielen 2022 zusammenarbeitete.
Ein anderer „alter Bekannter“, in diesem Fall aus der „Jephtha“-Produktion 2022 am Vorarlberger Landestheater, ist Dirigent Heinz Ferlesch. Mendelssohn Bartholdys Paulus-Oratorium singen Florian Boesch, Benjamin Bruns, Vera-Lotte Boecker und Patricia Nolz gemeinsam mit Ferleschs Wiener Singakademie. Nach den Auftritten in Feldkirch und Bregenz (6./7. April) ist das gleiche Programm im Konzerthaus Wien zu sehen. Es ist der erste Auftritt des SOV an dieser bedeutenden Adresse.
Ein Höhepunkt kommt zum Saisonfinale: Bruckners „Achte“. Für Leo McFall gehört das abendfüllende Konzert zu den schönsten Werken, die je komponiert wurden. Anlass ist auch das Bruckner-Jahr 2024 – zweihundert Jahre zuvor wurde der Oberösterreicher geboren. Er selbst sagte: „Meine ‚Achte‘ ist ein Mysterium.“