Vom 30. August bis zum 7. September ist täglich einer der zehn an dieser Veranstaltung beteiligten Streich- und Zupfinstrumentenbauer im Barockkloster St. Mang anzutreffen, um dort Fachleuten und interessierten Laien seine kunstvolle Arbeit zu demonstrieren, sich mit den Besuchern auszutauschen und sie die regionalen Meisterwerke ausprobieren zu lassen. Und wen der Treffpunkt Geigenbau interessiert, der kann die historische Gedler-Viola betrachten, die nach mehr als zwei Jahrhunderten wieder in ihre Heimat zurückgekehrt ist: Das Instrument verließ die Werkstatt des Füssener Geigenmachers Joseph Benedikt Gedler im Jahre 1808 und sollte jüngst von der Londoner Musikinstrumentenhandlung Ingles & Heyday versteigert werden. Großzügige Spenden ermöglichten es jedoch, die Kostbarkeit wieder nach Hause, mithin ins Museum der Stadt Füssen, zu bringen.
Joseph Benedikt Gedler kam aus einer Füssener Geigenmacherfamilie. Sein früh verstorbener Großvater Norbert Gedler war in den 1720er Jahren Hoflauten- und Geigenmacher des Fürstbischofs von Würzburg, sein Vater Johann Anton Gedler gründete nach einer Lehre bei Simpert Niggl 1752 eine eigene Werkstatt in Füssen, in der auch Joseph Benedikt sein Handwerk lernte. Ein Besuch des Barockklosters St. Mang geht beinahe wie von selbst in die Besichtigung des städtischen Museums über, wo die Geschichte und viele Geschichte der regionalen Instrumentenbauer zusammentreffen: Das älteste Instrument der Ausstellung, die Wolf-Laute, wurde in diesem Sommer unter die 100 Heimatschätze Bayerns aufgenommen.
Die Wolf-Laute trägt in ihrer Muschel einen Zettel mit der Aufschrift „Wolfgang zue Fießen“, womit der Abkömmling einer alten Füssener Lautenmacherfamilie gemeint ist. Erstmals belegt ist der Name dieser Familie im Jahre 1493: Damals wurde dem Lautenmacher Jorig Wolf das Füssener Bürgerrecht verliehen. Ein Jahr zuvor hatte Columbus die Neue Welt entdeckt, während zugleich das maurische Granada von der Christenheit zurückerobert wurde. Araber und Juden konvertierten oder ergriffen die Flucht wie etwa die jüdischen Musiker der Olmaliach, die sich späterhin Lopez, Lupo oder Wolf nannten. Ob auch Jorig Wolf von der iberischen Halbinsel herkam, ist nach den Worten des Museumsleiter Dr. Anton Englert „nicht nachgewiesen, aber denkbar“. Unbestritten ist, daß die um 1550 entstandene Wolf-Laute zu den Schmuckstücken des Museum gehört und dem Stammvater Jorig gewiß keine Schande gemacht hätte. Treffpunkt Geigenbau: Vorträge, Ausstellung und Gedankenaustausch; Donnerstag, 30.08. bis Freitag, 07.09.2018, jeweils 11.00 bis 17.00 Uhr (außer Montag), Museum der Stadt Füssen, Barockkloster St. Mang.