Das MDR Sinfonieorchester und Kristjan Järvi. Foto: MDR/Peter Adamik
Das MDR Sinfonieorchester und Kristjan Järvi. Foto: MDR/Peter Adamik

"Fremde" Musikkulturen in Leipzig

Kristjan Järvi und das MDR Sinfonieorchester sorgen vom 4. - 19. Juni wieder für individuelle Begegnungen verschiedener Musikkulturen in Leipzig. Unter anderem mit Ethno-Star Anoushka Shankar.

Kristjan Järvi, seit der Saison 2012/2013 Chefdirigent des MDR Sinfonieorchesters, hat seit seinem Antritt in Leipzig mit der ihm eigenen kreativen Energie und Vielseitigkeit eine weltweit herausragende programmatische Ausrichtung mit dem Orchester vollzogen, welche klassische Tradition mit gegenwärtigen und fremden Musikkulturen geschickt verbindet.

Für ihn ist dabei die Form des Festivals mit seiner Aura des Einmaligen unter Einbindung von unterschiedlichen Musikgenres und Spielstätten bestens geeignet, um Aufmerksamkeit auch über die Stadt hinaus zu bekommen. Das Motto der aktuellen Saison "Go South" führt das FESTIVAL OF LIGHTS  mit renommierten musikalischen Gästen und deren Werken unter anderem nach Indien, Australien und Afrika.

Zum Auftakt ist mit Anoushka Shankar die weltweit prominenteste Sitar-Spielerin und zugleich Tochter des legendären Ravi Shankar zu Gast, dessen Erbe beim Konzert mit dem MDR Sinfonieorchester am 4. Juni im Leipziger Gewandhaus auflebt. Zusammen mit dem MDR Sinfonieorchester spielt Anoushka Shankar ein selten gespieltes Meisterwerk ihres Vaters, nämlich jenes Solokonzert für Sitar und Sinfonieorchester „Raga Mala“, welches Ravi Shankar 1981 zusammen mit Zubin Mehta aufführte.

Bei diesem Konzert in Leipzig erfahren zudem die Sinfonien Nr. 1 und 2 des indischen Komponisten Pyarelal Ramprasad Sharma ihre Uraufführung, der mehr als 400 Filmmusiken für Bollywood geschrieben hat und hier seine „klassisch-westliche“ Seite mit einfließen lässt.  

Ein Kammermusikabend am 7. Juni im UT Connewitz würdigt den rumänischen Nationalkomponisten George Enescu. Dessen Musik ist – verglichen mit Bartok oder Strawinsky – nach wie vor eher unentdeckt. Vor allem für Streicher hat Enescu, der selber ein fabelhafter Geiger war, grandiose Musik geschrieben. Musiker des MDR Sinfonieorchesters und Gäste musizieren unter anderem sein „Airs dans le Genre Roumain“ für Solovioline und George Enescus 7. Streicheroktett.  

Weltweit für Furore sorgt zurzeit die australische Saxofonistin Amy Dickson. Sie ist am 9. Juni im Leipziger Werk 2 mit an Bord, wenn es auf die - nicht gerade kurze -  musikalische Weltreise von Georgien über Südafrika nach Australien geht. Als Startvorbereitung interpretiert Amy Dickson das „Nachtgebet“ von Giya Kancheli, welches dieser ursprünglich dem norwegischen Jazzsaxofonisten Jan Garbarek auf den Leib geschrieben hat. Für den Zwischenstopp in Südafrika könnte „White Man Sleeps“ von Kevin Volans nicht besser taugen. Die weiteren Flugkilometer begleitet Amy Dicksons Saxofonspiel mit passendem „Inflight Entertainment“ der gleichnamigen Komposition ihres australischen Landsmannes Graeme Koehne.  

Zeitgleich zum FESTIVAL OF LIGHTS findet in Leipzig das große Bachfest statt. Kristian Järvi und das MDR Sinfonieorchester tragen am 12. Juni im Gewandhaus dem Vermächtnis Johann Sebastian Bachs so weltläufig wie möglich Rechnung. Bachs Passacaglia und Fuge c-Moll BWV 582 erklingt hier in der Bearbeitung für Sinfonieorchester von Leopold Stokowski. Mitreißenden Schwung versprechen die „Neun Bacchianas“ des Brasilianers Heitor Villa-Lobos. Eine aktuelle Bach-Hommage liefert der 18-jährige malaysische Pianist und Komponist Tengku Irkan mit seiner Komposition „Vivacity“, die bei diesem Konzert zur Uraufführung kommt.  

Auch der venezolanische Komponist Sef Albertz kam um Johann Sebastian Bach nicht herum. Dies demonstriert ein Konzert mit dem MDR Sinfonieorchester und der MSL Bigband am 14. Juni im MDR-Würfel am Augustusplatz. Albertz verwandelt eine Bach-Chaconne in ein konzertantes Werk für Klavier und Orchester. Ein weiteres Klavierkonzert aus eigener Feder, gespielt von Anna-Maria Maak, verbindet südländisches Temperament mit einer durchaus „bach-affinen“ Tiefgründigkeit. Mit einer Auftragskomposition des MDR für Klavier, Streichorchester und Bigband kommt schließlich neben dem MDR Sinfonieorchester auch die MSL BigBand zum Einsatz, die aus jungen Jazzmusikerinnen- und musikern der Musikschule Leipzig besteht.  

Lukas Ligeti, Sohn des ungarischen Komponisten Györgi Ligeti, macht sich auf ganz eigene Weise um die musikalische Gegenwart verdient: Die Leidenschaft des Sohnes liegt in einer Fusion zeitgenössischer Avantgarde, Improvisation und Elektronik mit den Traditionen Afrikas. Am 16. Juni steht im Leipziger Werk 2 ein neues, umfangreiches Werk für Orchester und Burkina Electric im Zusammenspiel, komponiert von Lukas Ligeti mit Unterstützung seiner Bandkollegen, sowie Arrangements von Liedern von Burkina Electrics Debut-CD "Paspanga", die Ligeti für das MDR-Orchester und Burkina Electric-Leadsängerin Mai Lingani arrangiert hat.  

Ein weiterer Erneuerer der Musik feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag: Steve Reich, der den modernen Minimalismus in der Musik mit begründet hat. Kristjan Järvi hat für seine Hommage an Steve Reich dessen Vokalkomposition „Tehillim" (hebräisch für „Psalm“) ausgewählt, gesungen vom britischen Vokalensemble Synergy Vocals, und kontrastiert sie beim Abschlusskonzert des FESTIVAL OF LIGHTS am 19. Juni im Gewandhaus mit  einen gewichtigen Gegenpol, nämlich Anton Bruckners sechster Sinfonie.

Zur Übersicht
Anzeige


Anzeige

FonoForum-Newsletter

Mehr frische Infos und Angebote finden Sie im FonoForum-Newsletter.

Jetzt registrieren