Hier ist es wirklich zuerst das Instrumentarium, das den Unterschied ausmacht: Durch die Holzbläser französischer Provenienz und die darmbesaiteten Streicher erblühen die beiden Partituren – sowie die ebenfalls eingespielte „Shéhérazade“-Ouvertüre – in einem Farbenreichtum, wie sie in dieser per se ja schon äußerst farbigen Musik selten erreicht wurde. Statt des üblicherweise praktizierten Mischklangs stehen hier Streicher und (vor allem Holz-)Bläser als gleichberechtigte Einheiten nebeneinander, und es ergeben sich lebendige Dialoge zwischen den einzelnen Sphären. Zudem gelingt es Roth, in „Ma mère“ die staunende Kindlich- bzw. Kreatürlichkeit der handelnden Figuren auf berührende Weise hörbar zu machen.
Der Märchenwald dieser Ballettmusik (Roth dirigiert die erweiterte Fassung) öffnet sich wie von Zauberhand. Und im „Tombeau“ findet sich trotz durchweg bewegter Tempi nichts von jener neoklassischen Marionettenhaftigkeit, mit der diesem Werk oft Unrecht getan wird. Das tänzerische Element und die untergründige Melancholie der Musik verbinden sich zu einer Perfektion, angesichts derer das Wort „Referenz“ nicht zu hoch gegriffen erscheint.
Thomas Schulz