Herbert Blomstedt bei einer Probe im Wiener Musikverein. Bild: Martin Kubik
Herbert Blomstedt bei einer Probe im Wiener Musikverein. Bild: Martin Kubik

Blomstedt über Bruckner

Die Wiener Philharmoniker kommen ins Festspielhaus Baden-Baden und spielen Werke von Anton Bruckner und Wolfgang Amadeus Mozart. Herbert Blomstedt, langjähriger Chef des Gewandhausorchesters, dirigiert.

 „Bruckner“, so Herbert Blomstedt, „hat wie kein anderer Komponist die Unendlichkeit von Zeit und Raum in der Musik darstellen können“ – mit monumentalen Sinfonien, die Orchester und Dirigenten viel abverlangen: „Schon am Anfang muss man wissen, wo das Ziel ist. Beim Durchlaufen dieser Strecke darf die Spannung nie nachlassen, man darf aber auch nicht zu früh Emotion, Klangstärke und Intensität steigern. Bei der Gestaltung von Bruckners Musik ist es nötig, immer Reserven zu haben. Hierfür braucht man Geduld; in unserer Zeit keine sehr verbreitete Eigenschaft ...“

Im Festspielhaus Baden-Baden ist Herbert Blomstedt regelmäßig zu Gast, oft als bedeutender Anwalt der brucknerschen Sinfonik. Nun präsentiert er gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern Bruckners Vierte, ein Werk, das mit dem dämmerigen Klang leiser Hornrufe und Streichertremoli beginnt und in einer fulminanten Schluss-Apotheose ausklingt. Die Charakterisierung der Symphonie als „romantisch“ stammt von keinem anderen als vom Komponisten selbst. Kein Wunder, nimmt die Musik dieser ersten in einer bejahenden Durtonart stehenden großen Bruckner-Symphonie doch an unzähligen Stellen einen derart innig-naturhaften Ton an, dass man fast an musikalische Stimmungsbilder denken könnte. Tatsächlich bekannte Bruckner, er habe beim Komponieren eine „mittelalterliche Stadt in der Morgendämmerung“, „Ritter auf stolzen Pferden“ sowie „Waldesrauschen“ und „Vogelsang“ im Sinn gehabt. Was Herbert Blomstedt immer wieder an Bruckners Werken fasziniert? „Die Erhabenheit seiner Musik. […] Kein anderer Komponist hat es geschafft, diese so mit Sinn und durchgehender Schönheit zu füllen, und das in neun Sinfonien, die grundverschieden sind.“

Vor Bruckners „Romantischer“ widmen sich Herbert Blomstedt und die Wiener Philharmoniker der Mozart-Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543 aus dem Jahr 1788. Immer wieder rätselten Musikwissenschaftler, was Mozart wohl zu dieser Sinfonie bewogen haben mag – nach seinen eigenen Aussagen hatte er während der Entstehungszeit immer wieder „schwarze Gedanken“, die dem Werk im frühen 19. Jahrhundert den Beinamen „Schwanengesang“ eingebracht haben könnte. Übergroße Lebensfreude und eben diese „dunkle Gedanken“ bilden die emotionalen Pole dieses Meisterwerks.

Samstag, 5. Mai 2017 um 19 Uhr Festspielhaus Baden-Baden

Zur Übersicht
Anzeige

Anzeige

FonoForum-Newsletter

Mehr frische Infos und Angebote finden Sie im FonoForum-Newsletter.

Jetzt registrieren