Denn mit erheblicher Fantasie wildert der schwer angesagte Pianist in opulenten Keyboard-Sounds der 70er-Jahre, die er kraftvoll in die Tasten drechselt. Satt und knackig geerdet von seinen bewährten Trio-Partnern Dan Casimir am Bass und dem Schlagzeuger Eddie Hick, die Ashley Henry jedoch für einige der 15 Tracks gegen andere Rhythmiker austauscht. Von denen Makaya McCraven der bekannteste sein dürfte, dem auf „Dark Honey (4TheStorm)“ die US-Trompeterin Jamie Branch zu Henry’s Rhodes melodisch Kontra gibt. Noch so ein Bläser-Ass, das auf der quirligen Scheibe eine Gastrolle spielt, ist Theo Crocker, der auf „Introspection“ das E-Piano-Trio überglänzt.
Doch bis dorthin gilt es zunächst, eine krude Mischung aus West-Coast-Fusion („Star Child“), ambitioniertem Electro-Jazz namens „Realisations“ mit schönen Soli von Dylan Jones (Trompete) und Blinker Golding (Saxofon) sowie einem cool inszenierten Rap-Song mit MC Sparkz zu überstehen. Auch im weiteren Verlauf gibt es ein Wechselbad ambivalenter Gefühle, weil Ashley Henry᾽s imposante Tastenkunst und packende Instrumental-Soli der zahlreichen Gäste die retro-mäßigen Déjà-vus, die sich vor allem bei den Vocal-Tracks einstellen, nicht immer aufwiegen. Dennoch groovt die Chose in zeitgemäßer Buntheit ganz schön munter.
Sven Thielmann

Ashley Henry | Beautiful Vinyl Hunter
Ob der Hüne mit dem markanten Kinn wirklich „beautiful“ ist, mögen andere entscheiden. Dass der 1991 in South London geborene Ashley Henry, der seine jamaikanischen Wurzeln bis ins frühe 17. Jahrhundert zurückführen kann, allerdings ein wie auch immer zu charakterisierender Plattensammler ist, merkt man seinem Debütalbum „Beautiful Vinyl Hunter“ über weite Strecken unverblümt an.
Bei unseren Partnern erhältlich als CD oder Download:
Ashley Henry: Beautiful Vinyl Hunter; Ashley Henry (p, rhodes), Dan Casimir (b), Eddie Hick (dr), Theo Croker (tp), Blinker Golding (sax) u. a.; Sony Music
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