Schon vor sieben Jahren hatte der ungarische Pianist Sir András Schiff seine Meisterschüler und das kenntnisreiche Publikum im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses als großartiger Musikvermittler begeistert, und so war es auch beim diesjährigen Meisterkurs. Schiff hatte diesmal sechs junge Kammermusik-Ensembles zu seinem Kurs eingeladen, mit denen er Violinsonaten, Cellosonaten und Klaviertrios von Beethoven erarbeitete. Er nutzte dazu auch die Manuskripte, die sich in der Sammlung des Beethoven-Hauses befinden und in digitaler Form im Digitalen Archiv des Beethoven-Hauses einsehbar sind. Er ließ Abbildungen der Manuskripte jeweils auf eine Landwand projizieren und bat seine Schüler immer wieder, einen Blick darauf zu richten. An zahlreichen Beispielen erläuterte er, dass die Autographe bereits zahlreiche Hinweise auf die Ausführung geben. Mit bildreicher Sprache vermittelte Schiff seinen Schülern tiefe Einsichten in Beethovens Musik und setzte sich immer wieder auch selbst an den Flügel, um hörbar zu machen, wie manche Passagen zu spielen sind, damit eine reife und schlüssige Interpretation entsteht. Nicht nur für die Pianisten, sondern auch für die Streicher gab er hilfreiche spieltechnische Tipps.
Anspruchsvolles Programm
Fünf intensive Meisterkurs-Tage lagen am Pfingstsonntag schließlich hinter seinen Meisterschülern, die nun im Abschlusskonzert die Möglichkeit hatten, sich teilweise mit ganzen Werken, teilweise auch nur jeweils mit einem Satz dem Publikum zu präsentieren. Sir András Schiff selbst leitete durch das Programm. Die Geigerin Anne Luise Kramb eröffnete mit ihrem Klavierpartner Julius Asal den Abend mit der Violinsonate Es-Dur op. 12 Nr. 3, gefolgt vom Elyon-Trio das den ersten Satz des Erzherzog-Trios op. 97 spielte. Anschließen waren Eoin Ducrot (Violine) und Chiara Opalio (Klavier) mit dem ersten Satz aus der Violinsonate c-Moll op. 30 Nr. 2 zu hören. Nach der Pause führten Ivan Karizna (Violoncello) und Mishka Rushdie Momen (Klavier) den letzten Satz aus der Cellosonate A-Dur op. 69 auf. Den fulminanten Abschluss bildete das Trio Sora mit dem Es-Dur-Trio op. 1 Nr. 1. Von der Qualität des Trios, das aus den Französinnen Clémence de Forceville (Violine), Angèle Legasa (Violoncello) und Pauline Chenais (Klavier) besteht, war András Schiff so angetan, dass er sie zu seinem "My Beethoven"-Wochenende im Juli 2020 einlud. Auf ihren erneuten Auftritt im Kammermusiksaal im Beethovenjahr darf man also gespannt sein.