Mister 74-Minuten-CD ist tot

Im Alter von 81 Jahren ist Norio Ohga, einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Sony-Manager, in Tokio gestorben. Er wird gern als „Vater der CD“ apostrophiert – obwohl die CD ja zum allergrößten Teil von Philips entwickelt worden war. Sein Verdienst als damaliger Sony-Chef war es allerdings, das Potential dieser Technik erkannt zu haben und ein CD-Bündnis mit Philips einzugehen. Ohne einen schwergewichtigen japanischen Unterstützer hätte die Silberscheibe den Durchbruch auf dem Markt wohl nicht geschafft. Ohga war es auch, der eine 12-Zentimeter-Scheibe durchsetzte, auf die 74 Minuten Musik passten. Philips wollte ursprünglich eine kleinere Disc. Immer wieder gern wird erzählt, dass Ohga, ein studierter Musiker, unbedingt eine 74-Minuten-Einspielung von Beethovens Neunter Sinfonie auf einer Scheibe unterbringen wollte. Sony selbst bestätigt jetzt im offiziellen Nachruf diese Anekdote. Doch wichtiger als die CD-Entscheidung war vielleicht Ohgas Credo „Hardware und Software sind zwei Räder eines Wagens“. Schon 1968 hatte er den Einstieg Sonys bei der Plattenfirma CBS erfolgreich verhandelt – später wurde daraus die hundertprozentige Sony-Tochter Sony Music. Auch die Übernahme des Filmstudios Columbia Pictures 1989 ging auf Ohgas Konto. 1993 schließlich schob er Sonys Einstieg ins Spielegeschäft mit der Playstation an. Sonys Transformation zu einem globalen Unterhaltungskonzern sei Ohgas Vorausschau und Vision zu verdanken, schreibt Sir Howard Stinger, der heutige Sony-Boss, in seinem Nachruf. Ohga, der unter anderem in Deutschland Gesang studiert hatte, wurde mit zahlreichen Auszeichnungen dekoriert, darunter das Bundesverdienstkreuz und die französische Ehrenlegion.

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