Auf dem diesjährigen "Analog Forum" war Musik von Tonbändern angesagt. An vielen Orten gab es Hörproben via Lautsprecher oder Kopfhörer. (Foto: STEREO)
Auf dem diesjährigen "Analog Forum" war Musik von Tonbändern angesagt. An vielen Orten gab es Hörproben via Lautsprecher oder Kopfhörer. (Foto: STEREO)

Tonband-Hype auf dem 35. "Analog Forum"

So war's auf dem "Analog Forum" in Moers

| Matthias Böde

Insgesamt war es die 35. Veranstaltung dieser Art, die am 6./7. April zum zweiten Mal in Moers stattfand. STEREO hat sich auf der Show umgesehen.

Die Analog-Fans ließen sich weder vom herrlichem Frühlingswetter noch dem erstmalig erhobenen Eintritt von 7,50 Euro davon abhalten, Anfang April ins Hotel Van der Valk in Moers zu strömen. Dort stieg erneut das "Analog Forum" der Analogue Audio Association, dem Interessenverband für analoge Musikwiedergabe. Laut Veranstalter waren rund 80 Aussteller angetreten, die Besucher mit vielfältigen Vorführungen, Vorträgen zu speziellen Themen und Angeboten von Schallplatten und Tonbändern zu unterhalten wie zu informieren. Was sich in den vergangenen Jahren bereits angedeutet hatte, setzte sich hier fort: der Trend zur Tonbandmaschine. Nicht nur an vielen Ständen im großen Ausstellungssaal, sondern auch in den einzelnen Präsentationen sorgte Musik von Tonbändern für den guten Klang. Die Besucher staunten über die mehrheitlich im Top-Zustand angetretenen Tape Recorder von Studer, Revox, Ferrograph und anderen berühmten Marken.

Thorens-Tonarm einzeln erhältlich und neue Sombetzki-Elektrostaten

Natürlich wurden obendrein und allenthalben Plattenspieler ausgestellt und vorgeführt. Eine Neuheit hatte dabei Thorens zu verkünden. Denn den mit einem raffiniert konstruierten Schneidelager für die Vertikalbewegungen ausgerüstete Tonarm TP 160, der bislang vor allem auf dem hauseigenen Laufwerk TD 1601 eingesetzt wurde, ist ab sofort zum Preis von rund 1800 Euro einzeln erhältlich und stößt damit in die Lücke, die der ehemalige japanische Spezialist Jelco bei seinem überraschenden Rückzug hinterlassen hat. Die stabile Thorens-Headshell ist im Preis enthalten.

Interessante Lautsprecher hatte Michael Sombetzki aufgebaut. Seine aus eigener Fertigung stammenden Elektrostaten "Tandem" heißen so, weil bei ihnen gleich zwei hintereinander angeordnete hauchdünne dotierte Folien den Bass erzeugen, was der Kraft wie dem Tiefgang der unteren Lagen zugute kommen soll. Für die Frequenzen oberhalb von 1,5 Kilohertz steht ein separates, gleichfalls elektrostatisches Element zur Verfügung. Wir nahmen einige Kostproben aus dem hochklassig klingenden Jazz-Klassiker "Just Friends" der LA4 und waren von der Farbigkeit und dem Druck der Wiedergabe überrascht. Ein Paar Tandem sollen knapp 9850 Euro kosten.

Bildergalerie

Thorens bringt seinen neuen Tonarm TP 160 für 1800 Euro auch einzeln auf den Markt.
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Dr. Andreas Donner begeistert auf jedem Analog-Forum mit einer Vintage-Anlage.
Eine günstige Analoganlage fürs Jugendzimmer stellten Max Engelmann (l.) und Ben Mausberg vor.
Wer nach Zubehör – auch exotischem – für seine Vinyl-Leidenschaft suchte, wurde ebenfalls fündig.

Analog-Fans sind oft lange in HiFi aktiv. Sie kennen und schätzen besonders die Komponenten vergangener Zeiten. Das weiß auch Dr. Andreas Donner, der deshalb jedes Analog Forum mit einer Vintage-Anlage aus seinem üppigen Bestad bereichert. Heuer machte er den Besuchern mit einem Set Freude, das aus dem ehemaligen Mega-Receiver Pioneer SX-1080, dem Sony-Plattenspieler 2250, einer der ersten Direkttriebler, samt MM-Abtaster Philips 422 sowie den einmaligen Biegewellenstrahlern Ohm F bestand. Letztere waren von Udo Zirke aus Dortmund mit viel Liebe, Geduld und Sachverstand perfekt restauriert worden. Sämtliche Geräte stammten aus den 1970ern und zogen viel Interesse auf sich. Oft hieß es nostalgisch verklärt: "Ach ja, weißt du noch ..?" Eine Vorführung mit Herz fürs Gemüt. Danke dafür!

Die analoge "Jugendzimmeranlage"

Dass wir auf dieser Veranstaltung, die vornehmlich von Herren gesetzteren Alters besucht wird, auf zwei audiophil angehauchte Jungspunde treffen, hat uns einigermaßen überrascht. Max Engelmann und Ben Mausberg, 17 und 19 Jahre jung, gingen das Thema Analog aus der Einsteigerperspektive an und spielten eine "Jugendzimmeranlage" vor. Deren günstige Komponenten stammten aus dem Programm von BT HiFi, genauer gesagt diente ein Plattenspieler von Edwards Audio für nichtmal 500 Euro als Quelle, dessen Signale von einem preisgleichen Amp derselben Marke verstärkt wurden. Dieser steuerte ein Paar Boxen von Davis Acoustics an, die zusammen keine 300 Euro kosten.

Die Youngster legten ihre Lieblingsmusik auf. Wer nun meinte, vollkommen unbekannte Künstler, Bands und Stücke zu vernehmen, sah sich sofort eines Besseren belehrt. Das hifidele Duo spielte vor allem Rock von AC/DC über Nirvana bis zu Marillion – und das mit gut Pegel. Irgendwie war's genau wie damals, und man hätte sich nahtlos in die musikalische Erfahrungswelt der beiden einklinken können. Aber wie kommen junge Leute überhaupt zu Vinyl? Eine Platte sei ein ganz anderes, haptisch reizvolleres Erlebnis, als auf dem Smartphone einen Song aus dem Spotify-Universum anzuklicken, berichten sie übereinstimmend. Weiterhin heißt es, Analog habe mehr Emotion und man nähme sich mehr Zeit zum Hören, statt sich durch endlose Playlisten durchzuklicken.

Dass die Musik von früher bei heutigen Jugendlichen gut ankommt, wissen wir spätestens seit unseren "Sound Education Sessions" an einer Highschool im amerikanischen Westchester County. Dort kamen die Kids mit Queen und sogar Rick Astley um die Ecke. Dessen Hit "Never Gonna Give You Up" vom Ende der Siebziger haben die beiden ebenfalls drauf. Unglaublich! Aber auch schön, dass die Musik diese Brücke über die Generationen schlägt. Solange Teenies bei bestem Wetter auf dem Analog Forum Platten auflegen, dreht sich die HiFi-Welt weiter!

Thorens Tonarm TP 160
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Analog Forum im Hotel Van der Valk in Moers
Stände mit Schallplatten zu verkaufen auf der AAA 2024
Jürgen Gruner mit Plattenspielern von Luxman
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